Molecular Tools in der Sepsis Forschung
Fortschritt ist kein linearer Prozess, er entsteht sprunghaft, wenn sich die Möglichkeit dazu bietet. In der Forschung entstehen diese Möglichkeiten häufig durch neue Technologien und Methoden, die es ermöglichen bisher unlösbare Fragen zu beantworten und damit neue Fragen aufzuwerfen, die erforscht werden können. In der medizinisch-biologischen Forschung ist dies zum Beispiel die Entwicklung des Mikroskops, das es erstmals ermöglichte Mikroorganismen zu studieren. In Verbindung mit der Entwicklung Fluoreszenz-markierter Antikörper, erlaubten Mikroskope weiterhin Proteinexpression und Proteinlokalisation in einer Zelle zu untersuchen. Die Immunhistochemie und Immunfluoreszenz bleiben bis heute Methoden, die aus der modernen biologisch-medizinischen Forschung nicht wegzudenken sind.
Die Funktion von Proteinen wird allerdings erst durch das Zusammenspiel mit anderen Proteinen bestimmt (sog. Interaktom). Erst das Interaktom ermöglicht uns ein tieferes Verständnis der Prozesse innerhalb der Zelle und erleichtert so Pathologien genauer voneinander abzugrenzen. Hierdurch können Proteininteraktionen sowohl für die Diagnose als auch für die Therapie vielversprechende Ziele sein. Protein Interaktionen sind therapeutisch interessant, weil so potentiell nur die gewünschte Funktion gehemmt wird, ohne die gesamte Funktionalität des Zielproteins zu unterdrücken. Darüber hinaus stellen sie diagnostisch einen wichtigen Schritt in Richtung von personalisierter Medizin dar, da nicht nur das Vorhandensein eines bestimmten Proteins festgestellt wird, sondern zusätzlich seine Funktion quantifiziert werden kann. Daher scheint es unumgänglich für moderne Diagnostikansätze neben der Expression eines Proteins auch seine Interaktionen zu untersuchen.
Proteininteraktionen können bis heute nur von wenigen Methoden detektiert und quantifiziert werden. Wir bemühen uns neue Methoden zu entwickeln, um Protein Interaktionen zu erforschen und wenden diese Methoden in der Sepsis Forschung an um die zugrunde liegenden molekularen Mechanismen besser zu verstehen und neue Erkenntnisse zu gewinnen, die letztendlich eine bessere Vorhersage des Krankheitsverlaufs und eine personalisierte Therapie dieser Krankheit ermöglichen sollen.